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28.-29.07.2023

Fünfkampf für Mannschaften

Chronik des Sportvereins Bad Bayersoien


 

 Sport im eigentlichen Sinne wurde auf dem Land bis in die 30er Jahre nicht betrieben. Kinder und einige Erwachsene fuhren zwar im Winter Ski und wenn der See zugefroren war, auch Schlittschuh. Doch richtige Veranstaltungen wurden nicht durchgeführt.

Eisstocksschießen, Schlittenfahren und Kegeln wurden als Vergnügen betrachtet. Im bäuerlichen Arbeitsrythmus war kein Platz für Sport. “Arbeit nur fest, dann hast Sport und Bewegung genug”, sagten die Eltern.

In den frühen 30er Jahren waren bereits schüchterne Ansätze für den Sport festzustellen. Nach der Machtübernahme durch Hitler 1933 wurde der Sport eine große Bedeutung beigemessen. Auf dem Lande tat sich aber immer noch wenig, es fehlten die geeigneten Ausbilder. Schlagartig änderte sich das Interesse für den Sport durch die Olympiade 1936. Rundfunk, Presse und vor allem die Wochenschauen in den Kinos machten den Sport populär. Die Jugend versuchte von sich aus, ohne Anleitung und Lehrer, das Gesehene und Gehörte nachzumachen. Am meisten wirkte sich bei uns die Nähe der olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen aus. Viele schauten bei irgend einer Disziplin zu. Skifahren wurde zum Breitensport. Die Hitlerjugend, damals einzige Jugendorganisation, veranstaltete Skiausbildungslager.

Auf dem zugefrorenen See sah man nun zahlreiche Schlittschuhfaher, nach den Klängen eines Grammophons sich im Eiskunstlauf zu üben. Die Buben faszinierte aber daß bisher unbekannte Eishockey. Eine sachgemäße Ausrüstung fehlte zwar allerdings. Mit Kufen zum anschrauben, eine Holzscheibe, vom Wagner gemacht und Schlägern, entweder aus einem im richtigen Winkel gewachsenen Holzprügel oder aus Sperrholz vom Schreiner gefertigt, behalf man sich. So wurde auch in den ersten Jahren nach dem Krieg bis zur Währungsreform 1948 gespielt. Allmählich schälte sich aus den zahlreichen Eishockeyspielern eine brauchbare Mannschaft heraus, die ihr Können auch an den Nachbarvereinen maß. Herr Franz Stadler gründete 1951 den Eissportverein ESV Bayersoien und stellte das bisher wilde Spielen auf eine rechtliche Grundlage. Bis 1958 leitete er die Geschicke des Vereins mit viel persönlichem Einsatz und Opfern. Unter großen finanziellen Opfern schafften die Spieler die Ausrüstung an, ohne Entschädigung des Vereins, der dazu gar nicht in der Lage gewesen wäre, nahmen sie an Ausbildungskursen bei den Eishockeymatadoren Garmisch und Füssen teil. Eine enorme Leistungssteigerung war die Folge. Dadurch wurden aber wieder neue Probleme geschaffen. Die Mannschaft spielte schon in der Kreisklasse. Noch immer wurde in dem angebauten “ Alten See” ohne Bande gespielt. Wieder half der Gemeinschaftssinn. Holzrechtler und private Waldbesitzer stifteten Stangen und Bäume für die Bande. Herr Heisserer schnitt das Holz kostenlos und spendete die fehlenden Bretter dazu. Durch ungehinderte Sonneneinstrahlung und Wasser war der Platz oft nicht bespielbar. Mit Mühe und selbstlosem Arbeitseinsatz ist dann der heutige Platz am Hainbichl geschaffen worden. Zahlreiche Zuschauer nahmen mit seltener Begeisterung Anteil am Geschick des Vereins. 1955 war der ESV bereits Sieger in der Bezirksklasse, 1956 Meister in der Kreisklasse und stieg durch dramatisch Spiele in Füssen und Berchtesgaden zur Landesliga auf. Vereine, wie Augsburg und Landsberg, die verdächtlich auf die “Bauernbuben” herabsahen lernten den ESV fürchten und achten.

 

 

Herr Bundesminister Franz Josef Strauß, ehemals Landrat in Schongau, stiftete 1955 für die Eishockey Vereine im Landkreis einen Wanderpokal. Steingaden war 1956 der erste Gewinner. Mit Fanatismus verteidigten sie 1957 den Pokal. Spöttisch sagten Sie: “Gel, des Pokäle dätet´s scho gerne möge, aber do geaht nix.” Als sie nach einem sehr harten Spiel den Pokal doch dem ESV übergeben mussten, war der Kommentar: “ Do han´dr de Hafa”. Zweimal verteidigte Bayersoien noch den Pokal, so dass er 1960 endgültig in den Besitz des ESV überging.

 

Neben dem ESV existiete unter dem Verkehrsverein noch ein Skiclub. Auch die Skifahrer waren sehr aktiv. Die allgemeine Motorisierung war noch nicht so weit fortgeschritten. Man war also gezwungen das örtliche Gelände auszunutzen. Im Guggenbichl wurde mit viel Mühe eine Slalomstrecke angelegt, an der Au wurde Torlauf geübt, selbst eine Schanze ermöglichte Sprünge bis zu 30 Meter. Das Nebeneinander von zwei Sportvereinen führte oft zu unnötigen Reibereien. 1964 schlossen sie sich zum Eis- und Sportverein zusammen. Jährlich durchgeführte Volksmärsche im Sommer und Skilangläufe im Winter gaben dem Verein auch ein gutes finanzielles Polster.

 

Im Jahr 1974 stiftete Herr Architekt Braun sein ehemaliges Bürogebäude aus Garmisch dem Verein als Sportheim. Von den Sportlern wurde es abgebrochen und am Sportplatz mit massiven Unterbau wieder aufgebaut. 4 Jahre arbeiteten die Mitglieder an der Erstellung ihres 212 qm umfassenden Sportheimes. 6200 Arbeitsstunden wurden freiwillig und kostenlos geleistet. Von den 66.000 DM Gesamtkosten spendeten die Bürger von Bayersoien 34.000 DM. Die Gemeinde gab zum Platz nochmal 11.000 DM als Zuschuß. Den Rest brachte der Verein auf. Durch beispielhaften Zusammenhalt hat sich der Verein ein Heim geschaffen, daß heute einen Schätzwert von 180.000 DM hat. Noch viel größer aber ist der Ideelle Wert, weil hier gezeigt wurde, was eine kleine Dorfgemeinde fertig bringt. Am 13.07.1975 wurde das Heim unter großer Anteilnahme der örtlichen Vereine und der Bevölkerung eingeweiht. Das Vorhanden sein eines geräumigen eigenen Heimes ermöglichte die Erweiterung des Sportbetriebes. Zu den Sparten Eishockey und Skilauf kamen die Sparten Wandern (Langlauf und Volksmarsch), Eisstock, Tischtennis und Gymnastik. Welche Resonanz dies hatte, zeigten die Mitgliederzahlen und die Einstellung einzelner zum Sport. Ein Viertel der Bevölkerung von Bayersoien waren Mitglied im Sportverein. Nach den olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen wurde in Bayersoien überall Eishockey gespielt, ob auf dem gefrorenen “alten” oder “unteren” See, ob auf der festen Schlittenbahn, der Hauptstraße in der Brandstatt und wenn die “Alten” nicht da waren auf den geräumten Bahnen der Eisstockschützen. Von einem runden Brennholzprügel wurde eine Scheibe für einen Puck abgeschnitten, ein krumm gewachsener Prügel gab den Schläger. Probleme gab es mit den anschraubbaren Kufen. Nach einem rasanten Spurt flogen oft die “Schlittschuhe” schneller als der Puck. Auch die Skifahrer machten enorme Fortschritte bei Abfahrtslauf, Slalom und Skispringen. Wer Telemark und Stemmbogen glaubte zu beherrschen, galt schon als ein guter Fahrer. Mit den damaligen Skiern war dies schon schwierig. Die Ski machte der Dorfwagner “Dodl Sepp” aus Eschenholz, die Bindung war denkbar einfach, zum Wachsen wurde eine Stearinkerze oder Seife genommen, Stöcke lieferte ein Haselnußstrauch. Skisprünge über selbst gebaute Schneeschanzen mit fünf Metern waren schon beachtliche Weiten. Ein nicht olympisches Vergnügen waren die Fahrten mit einem Hornschlitten zu abendlicher Stunde vom Seebichl. Bis zu 10 Mitfahrer saßen auf dem Schlitten, der Steuermann saß auf dem Rodlschlitten zwischen den Hörnern. Mit rasanter Geschwindigkeiten sauste der Schlitten oft bis zum Moosfischer. Auch heute hat der Verein in Bad Bayersoien noch eine große Bedeutung. Die Mitgliederzahlen steigen jährlich an und der Verein erzielt regelmäßig große Erfolge.

 

Finanziell versucht der ESV Bad Bayersoien durch große Veranstaltungen (Fünfkampf, Triathlon, usw.) und den wichtigen Sponsoren den Verein zu erhalten. An dieser Stelle möchte sich der Verein bei all seinen Mitgliedern und Sponsoren, die den Verein tatkräftig unterstützen, recht herzlich bedanken!